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31. Januar 2013

Interview mit Henning Venske: „Ich bin ein Anhänger der Demokratie, aber ohne Beteiligung von Parteien“

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 15:56

Von Tanja Krienen

„Ich bin ein Anhänger der Demokratie, aber ohne Beteiligung von Parteien“

Frage: Es ist ja eine inzwischen Jahrzehnte alte Phrase, die Realität sei kaum noch zu parodieren oder zu überzeichnen, weil die politische und gesellschaftliche Szenerie selbst zu einer Grotesken wurde. Ist es schlimmer oder besser geworden?

Henning Venske: Weder noch. Aber die Wahrnehmung ist schärfer geworden. Mir geht es im politischen Kabarett nicht darum, zu parodieren oder zu überzeichnen, ich bevorzuge es, zu sezieren.

Frage: „Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt“ heißt es in einer derzeit sehr bekannten Werbung. Worin liegt dieses Etwas für Sie?

Henning Venske: Notwehr gegen Machtmissbrauch. Empathie mit den Benachteiligten. Und der Lebensunterhalt muss auch gesichert werden.

Frage: Sie überblicken eine lange Zeit und haben die politische Entwicklung seit den 50er Jahren bewusst verfolgt. Welches würde Sie als ihre größte Fehleinschätzung ansehen und worauf sind sie stolz vor anderen erkannt zu haben?

Henning Venske: Ich kann mich nicht erinnern, irgendetwas vor anderen erkannt zu haben, für so gescheit halte ich mich nicht. Aber mir und anderen war schon sehr früh klar, dass der kackbraune Bodensatz in unserem Land uns leider unser ganzes Leben beschäftigen wird.

Frage: Sie waren und sind als Schauspieler, Autor, Kabarettist, Moderator und Schriftsteller tätig. Woran haben Sie mit der größten Freude gearbeitet? War das identisch mit der wichtigsten Arbeit?

Henning Venske: Schwer zu sagen. Am reizvollsten erscheint mir immer das, was ich im Moment gerade nicht tue. Soll heißen: Wenn ich irgendwo Theater spiele und mich womöglich über einen schlechten Text ärgere oder einen unbegabten Kollegen, dann sehne ich mich nach stiller Schreibtischarbeit. Sitze ich aber an der, würde ich viel lieber auf einer Bühne anderer Leute Texte aufsagen, als mich mit meiner eigenen Einfallslosigkeit rumzuquälen.

Frage: Hat sich in ihrem politischen Koordinatenkreuz etwas geändert oder ordnen Sie die aktuellen Ereignisse (als Beispiel Eurokrise) noch immer in dasselbe Schema ein, wie, sagen wir einmal zu Beginn der 80er Jahre, als Sie der Chefredakteur der legendären „Pardon“ waren?

Henning Venske: Ich bin nach wie vor ein Gegner des kapitalistischen Systems, speziell in seiner neoliberalen Ausprägung. Ich bin nach wie vor ein Anhänger der Demokratie, aber ohne Beteiligung von Parteien, und wenn mich ein Berufspolitiker einen atheistischen Anarchisten nennt, gebe ich ihm recht, ohne ihn für besonders scharfsinnig zu halten.

Frage: Worauf dürfen wir uns in Soest freuen? Wer oder was wird die spitze Feder und den bissigen Mund Hennig Venskes zu fürchten haben?

Henning Venske: Freuen? Auf ein paar gelungene Formulierungen und Pointen. Und auf meinen fabelhaften Akkordeonisten Frank Grischek. Aber es ist nicht mein Ehrgeiz, in Soest jemanden in Furcht zu versetzen.

Frage: Welchen Bezug haben Sie zu Soest?

Henning Venske: Bislang nur denselben wie zu anderen Städten: Die Wegelagerei der Polizei. Man geht nach einer Vorstellung spät ins Bett. Das heißt: Man kann nicht morgens in aller Herrgottsfrühe aufstehen und einen Parkschein ziehen. Schon hat man ein Strafmandat. Auf dem Gebiet ist Soest genau so übel wie Duisburg.

Dann wünschen wir uns allen für den 2. Februar viel Spaß und Ihnen besonders alles Gute für die Zukunft!

 

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