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25. Juli 2007

Endlosschleife

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 18:16

Von Tanja Krienen

Niemand kann genau sagen, wie alles begann. Zuerst war…- nein doch nicht. Oder aber ja? Wenn der Wind erst richtig bläst, wenn es stürmt, wenn es tobt, dann. Dann weiß niemand weiter. Der große Horizont wirkt wie eine aufgemalte Kulisse. Fahr hin. Stürz über den Rand. Der Grenzmarkungsstein wurde verschoben. Damals ging das noch. Die Spürhunde aber warten hinter den Zäunen. Welpen waren auch sie.

Lose baumelt der Dolch an der Hose. Zeitig geht es den Berg hinauf. Und er rief in die Schlucht: Herr, weis mir den Sinn! Und die Schlucht rief zurück: Wegweiser nicht bin! Kein Friede davor, mehr Krieg noch danach. Gemach, was folgt ist die Schmach. Wer hatte schon und will nicht mehr? Und wer kennt die Legende von Prinz Olaf auf Olström? Eine Legende ohne Ende. Und ohne Anfang. Liebe Mutter, mir geht es gut, ich habe heute schon…

Nun tobt der Orkan. Der Minister geht steif. Er ist es. Rattatatt Rattatatt Rattatatt. Ein Zug? Ein Maschinengewehr? Ohne Gewähr, sagt der Wettermann zu seinem Frosch, ist nicht mal der gute Geschmack der Fliege. Hätten die Fliege keine Flügel hieße sie Laufe. Und doch heißt die Schnecke Schnecke und nicht Krieche. Teleprompter heißt der neue Eckermann. Ein fetter Mann sucht seine Haftschalen. Um 5.45 wird zurück gesendet. Kotzsport folgt.

Nie macht der Nachwuchs was man will. Der junge Strom der Solare geht nachts aus. Der Rotor sirrt sein Abendlied. Preisfrage: Um 9.00 Uhr zeigte das Thermometer 12 Grad, um 12.00 Uhr 22 Grad. Wieviel Grad haben wir um Mitternacht? Die Experimente mit Joghurtkulturen haben inzwischen ein nicht mehr akzeptables Ausmaß erreicht. Lebenslang ist die Höchststrafe für jeden Erdling. Die kleine Katze zuckt im Schlaf.

Apotheken und Anwälte haben Konjunktur. Nie war er so wertvoll wie heute. Nehmen Sie die Sättigungsbeilage und fragen Sie ihren Ergometer. Das Hamsterrad dreht sich. „Örrrg Örrrg Örrrrg“ – widersprich nicht, du bist schon groß. Mit sechs Monaten solltest du jetzt aber wirklich um Punkt 6 Uhr in die Krippe gehen können! Uneinsichtiges Ding! Die neue Rotenburg-Generation kommt jetzt gewaltig. Summ summ.

Murmeln springen übers Pflaster. Wertstofftonnen dösen fett. Anne, Bea und Laura wissen schon jetzt, wie es in 20 Jahren nicht sein wird. Mühselig sind die, die da fragen. Denn ihnen wird nicht gegeben werden. Doch wenn du groß bist, gehst du in die Leere. Phobie, Bee free, Froboes, Frisbee, Nirwanabe Harakiri. Der Optimismus ist nichts als die Realitätsverweigerung des Feiglings. Mut macht die Botschaft, das Leben tot macht.

Seht her: So viel war uns damals wichtig – und noch viel mehr

Dann erschien uns manches ein bisschen überflüssig

Erst weniger, aber dann immer mehr und mehr

Mehr und mehr wurden wir überdrüssig

Wir vermissten nichts, nicht wirklich

Wir atmeten dann viel kürzer

Gingen auch langsamer

Dachten dann nichts

Wollten auch nichts -

Lachen nicht mehr

Weinen nur sehr

Kein Wort mehr

Sterben schwer

Flattern auf 

4 Kommentare »

  1. Sehr gut Tanja, 1+.

    Kommentar von Hundegezücht — 4. September 2007 @ 15:32

  2. Danke!

    Kommentar von Tanja Krienen — 4. September 2007 @ 16:23

  3. Etwas Merkwürdiges war geschehen: Die ihrem Wesen nach antikapitalistische Haltung der 68er, ihr Individualismus und ihre Selbstfindungsorgien ließen sich ausgerechnet mit dem “Immer mehr, immer schneller” des Kapitalismus kombinieren. Buchautor Schrenk beschreibt das Phänomen so: “Wenn junge Banker oder Architekten heute über ihren Beruf reden, dann verwenden sie beinahe dieselben Wörter wie die Hippies in Woodstock: Selbstverwirklichung, besseres Leben, Glück, Veränderung und Spaß.” Love and Peace als Mittel zur Steigerung der Produktivität.

    Kommentar von Campo-News — 26. Januar 2010 @ 11:40

  4. Sibylle Berg - Unendlichkeit birgt keinen Trost. Es macht nur das Leiden ewig. Immer wartete man als junger Mensch. Darauf, dass die Liebe kommt, die Einsicht oder der versprochene Spaß. Der kommt selten. Wie Glück in kleinen Dosen, ab und zu. Unerwartet. Und dann ist er wieder weg. Aber wie alle Serotoninfluten im Hirn, will man mehr davon. Und säuft, und hat Sex, aber Spaß macht es auch nur bedingt.

    Denn auf den Rausch folgt wieder das Ratlossein. Irgendwann, meist über Nacht, wird man älter und erkennt. Man erkennt Das-sich-wichtig-Nehmen, das Zentrum-der-Welt-Sein, das Streben nach Macht und Ruhm, die Selbstoptimierung und die Verbesserung des Status als das was es ist: Quatsch. Eine Fehlleistung des menschlichen Gehirns, für die Evolution wichtig, für den einzelnen Humbug. Da sitzt man in seiner Optimierung und zählt die Geburtstage, bis alles vorbei ist, und die Sinnlosigkeit weht durch die geöffneten bodentiefen Fenster, der Damast bläht sich. Und das war es also, fragt man sich, wenn man gescheit ist.

    Spaß kann einen retten

    Das war also, was möglich ist. Ein bisschen Damast und ein Auto vor dem Schuppen, Schuppen in den Haaren. Und der Körper. Vergiss den Körper, er ist nicht wichtig. Alle bejaulen den Verfall des Fleisches, aber was doch wirklich zählt im Älterwerden, ist der Verfall der Hoffnung. Auf Wunder wartet man nicht mehr, auf Liebe oder Glück, oder dass man als einzige nicht älter wird, unsterblich ist, darauf wartet man nicht mehr, und wenn das passiert, ist die Krise da, von der man angenommen hatte, sie erwischt nur die anderen, wie auch der Tod nur Fremde holt.

    Die Krise dauert unendlich an. Sie besteht aus Seufzen, Wiederholung und: Oh, ist schon wieder Herbst? Sie besteht aus Freunden, die sterben, und jungen Menschen, die in der Tram aufstehen, sie besteht aus Weinenwollen oder Schreien, weil man die Sterblichkeit verstanden hat, aber nicht sterblich sein will, weil es doch gerade erst angefangen hat, Spaß zu machen. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/spassgesellschaft-hallo-guten-tag-ich-bin-der-humor-kolumne-a-1055727.html#ref=meinunghp

    Kommentar von Campo-News — 4. Oktober 2015 @ 05:29

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